Montag, 21. Juni 2010

El alfabeto colombiano: U

Das kolumbianische Alphabet: U

U wie Urlaub

Der wird in Kolumbien meist in der näheren Umgebung verbracht. Das liegt zum einen an der Familie, die man gerne und oft besucht, und zum anderen am Geld. Verreisen ist schließlich teuer, und das können sich viele Leute einfach nicht leisten. 95 Prozent meiner Schüler haben noch nie in einem Flugzeug gesessen, und oft ist ihre weiteste Reise zu einem Ort zwei Stunden weg von Cali gewesen.
Wenn ich dann erzähle, dass ich am Amazonas, an der Karibik, in Bogotá, in Medellín oder in Panama war, bekommen sie große Augen. Aber natürlich hängt das auch damit zusammen, dass ich Ausländer bin, und somit hier so viel verreise, wie ich kann. Schließlich bin ich jetzt hier, und habe jetzt die Zeit und glücklicherweise auch das Geld. Daher kenne ich Kolumbien mittlerweile besser als Deutschland!
Doch auch für die Leute mit genügend Geld existieren zwei Probleme. Erst einmal haben auch sie nur zwei Wochen Ferien pro Jahr, und zweitens bleiben ihre Reisen alle auf Kolumbien und die Nachbarländer beschränkt, wollen sie kein Visum beantragen.
Visum? Wann habt ihr das letzte Mal für einen Urlaub ein Visum beantragt? Ich habe in meinem Leben bisher zwei Visa benötigt, und beide nur, weil ich ein Jahr in den USA bzw. Kolumbien bleiben wollte. Ein Kolumbianer braucht dagegen für fast jedes Land ein Visum.

Was verdienen Sie? Wo arbeiten Sie? Wie lange arbeiten Sie dort schon? Haben Sie Kinder? Was machen Ihre Kinder? Was wollen Sie in unserem Land? Wo wollen Sie hin?
Das alles musste meine Gastmutter ausfüllen, als sie mit ihrem Unternehmen für zwei Wochen nach Europa wollte - nach Deutschland, Spanien und England. Halt, Schengen gilt für Ausländer für England nicht! Also das Ganze zweimal - wohlgemerkt, eine geschäftliche Reise für zwei Wochen. Merkt ihr was?
Wir sind unglaublich privilegiert in Deutschland und Europa! Für welches Land brauchen wir denn ein Visum? Nordkorea vielleicht. Und natürlich ist es unfair - aber auf der anderen Seite verständlich. Wer als Deutscher nach Kolumbien reist, will wohl kaum da bleiben - und wenn, dann hat er eine hohe Bildung und ist eine Bereicherung für das Land.
Als Kolumbianer in Deutschland liegt der Anreiz zum Dableiben sicherlich sehr viel höher, und dem wirkt die deutsche Regierung verständlicherweise entgegen. Daher:

3 Kommentare:

  1. Hallo Lars,
    wir alle werden deine Splitter zu den kolumbianischen Alltäglichkeiten vermissen -
    nur noch 5 Tage. SCHADE!
    Glück für dich, du kannst dann endlich wieder Urlaub machen.
    Und wenn der vorbei ist endlich durchstarten - im wahrsten Sinne des Wortes. Wir wünschen dir viel Erfolg dabei. Lico

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  2. Dass man die Lust am weit-weg-reisen verliert, wenn man überall Visum beantragen muss, kann ich mir gut vorstellen. Warum ist das dort so?

    Und- nur zwei Wochen Ferien pro Jahr? Das ist ja weniger "Urlaub" als berufstätige Menschen im Normalfall hier haben...
    Wusste ich bisher gar nicht, sehr interessant, danke!

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  3. An "Küchlein":

    "Wer als Deutscher nach Kolumbien reist, will wohl kaum da bleiben - und wenn, dann hat er eine hohe Bildung und ist eine Bereicherung für das Land.
    Als Kolumbianer in Deutschland liegt der Anreiz zum Dableiben sicherlich sehr viel höher, und dem wirkt die deutsche Regierung verständlicherweise entgegen."

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