Samstag, 19. Juni 2010

El alfabeto colombiano: S

Das kolumbianische Alphabet: S

S wie Schule

Schule ist in Kolumbien wie die Behandlung der Schwarzen nach der Sklaverei in den USA: "seperate but equal" (getrennt, aber gleich). Und wie man ja weiß, war das Ganze nur auf dem Papier gleich - in der Wirklichkeit jedoch wurden die Schwarzen in den Südstaaten stark benachteiligt.
Den öffentlichen Schulen hier geht es genau so - man kommt zwar am Ende mit dem gleichen Abschluss raus wie an einer Privatschule, dort jedoch sind die Klassen kleiner, die Ausbildung der Lehrer und die Ausstattung besser. Kein Wunder bei Schulgebühren von bis zu 200 Euro im Monat - und das wäre ja selbst in Deutschland 'ne Menge Holz!
Somit schickt jeder Kolumbianer, der es sich leisten kann, seine Kinder auf eine Privatschule. In Deutschland würde ich es nie mit meinen Kindern machen, doch hier schon - durch meine Arbeit an der Schule sehe ich täglich, wie es um die öffentlichen Schulen bestellt ist.
Das Colegio INEM, an dem ich arbeite, ist angeblich eine der besten öffentlichen Schulen Calis. Na, dann will ich nicht die schlechtesten sehen! Unglaublich viel Unterrichtsausfall gepaart mit Lehrern, die grundsätzlich 10-30 Minuten zu spät kommen und zu früh aufhören, führt dazu, dass auch die Schüler die Motivation verlieren.

Warum die Hausaufgaben machen, wenn es eh keiner kontrolliert?
Wozu pünktlich kommen, wenn es eh egal ist?
Weshalb lernen, wenn der Lehrer während der Arbeit einen Kaffee trinken geht?
Wieso im Unterricht mitarbeiten, wenn der Lehrer noch nicht einmal meinen Namen kennt?
Diese Probleme habe ich in meinem Unterricht erkannt und gebannt. Das heißt:

Die Hausaufgaben werden immer kontrolliert.
Wer zu spät kommt, wird aufgeschrieben.
Wer in den Arbeiten schummelt oder zu schummeln versucht, der bekommt eine 6.
Ich lerne die Namen der Schüler und notiere mir jede Stunde die Mitarbeit.
Obwohl meine Schüler zum Teil aus sehr armen - und damit gefährlichen - Vierteln stammen, habe ich keine Probleme. Erstens sind meine Klassen freiwillig - wem es nicht gefällt, der kann zurück zu seiner normalen Klasse gehen - und zweitens sind die Schüler froh, endlich mal jemanden als Lehrer zu haben, der auch wirklich Englisch spricht und versucht, den Schülern individuell zu helfen. Dadurch respektieren sie mich und meine Regeln.
Unabhängig von privaten und öffentlichen Schulen ist nämlich die Qualität der Englischlehrer in Kolumbien ziemlich mau - jeder deutsche Zehntklässler spricht besser Englisch als einige meiner Kollegen, die noch nie im englischsprachigen Ausland waren und von "he, she, it - das S muss mit" noch nie etwas gehört haben.

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