Sonntag, 15. August 2010

... ¡con la misma arena!

... mit dem gleichen Sand!

Endlich erscheint der letzte Teil der Januar-Odyssee - die ersten beiden Teile der Reise an der Küste findet ihr hier und hier.


2. Januar 2010: Cali - Medellín (Reisebus)
6. Januar 2010: Medellín - Bogotá - Cartagena (Flugzeug)
9. Januar 2010: Cartagena - Santa Marta (Reisebus)
14. Januar 2010: Santa Marta - Bogotá - Cali (Flugzeug)

Wir schreiben ...

Tag 8 - Samstag, 9. Januar 2010

... und befinden uns irgendwo alleine auf dem gelben Pfeil, nachdem unser Bus gestrandet war und alle anderen Fahrgäste bereits irgendwelche vorbeifahrenden Busse genommen haben. Bewaffnet mit Schlagstock und Holzknüppel dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis endlich ein Bus vorbeikam, der uns und unser Gepäck mitnehmen wollte und konnte. Natürlich war er schon komplett überfüllt und so standen wir weitere zwei Stunden in einem 1,60 Meter hohen Bus, bis wir endlich Barranquilla erreichten. Da ist zwar Shakira geboren - aber kein Wunder, dass sie nicht da geblieben ist, so potthässlich ist die Stadt!
Also stiegen wir irgendwo in einem grauen Vorort aus und wurden dort von irgendwelchen Typen zum Bus gelotst. So etwas ist natürlich nicht kostenlos und nach ein paar Cents für den Typen zahlte ich beim Einsteigen den Fahrpreis in Höhe von 20.000 Pesos (8 Euro) für uns zwei.
Leider war das irgendwie nicht der wirkliche Schaffner, denn kurz nach Abfahrt wurden wir erneut zum Zahlen aufgefordert. Mein Einwand, wir hätten schon gezahlt, wurde brüsk abgelehnt und so zahlten wir erneut mit einem Zähneknirschen, das den Zahnschmelz wohl deutlich beschädigt haben dürfte. Das sind so die Momente, wo man einfach nur nach Hause nach Deutschland will. Aber das gehört halt auch dazu.
Ich zitiere mal leicht abgeändert aus Julians Blog, der genau das anspricht:

Ich bin erschöpft. Erschöpft von der ständigen Wachsamkeit. Will nicht mehr in jedem das Böse sehen, doch leider wird man hier dazu gezwungen, denn es geht um das eigene Wohl. Dieses Land hat mich Misstrauen gelehrt. Es zwingt einen dazu, die Menschen zu kategorisieren, die dir begegnen. Auftreten, Kleidung, Beschäftigung - Äußerlichkeiten eben.
Du entscheidest oberflächlich, ob gut oder gefährlich, und so stehst du ihnen dann gegenüber, behandelst sie dementsprechend, oder gehst gar nicht auf sie ein. Ich hätte es vorher nie wahr haben wollen, und kann es immer noch nicht glauben.
Es ist eine Rechenaufgabe. Jemand hat schmutzige, alte oder kaputte Kleidung an, geht zu Fuß oder fährt Fahrrad. Jemand mit mehr Geld zieht sich nur in Ausnahmefällen so an und fährt sonst auch mit dem Auto oder mindestens Motorrad. Unter 100 reichen Menschen und 100 Armen, wo findet man wohl einen größeren Anteil derjenigen, die bereit wären, die es nötig haben, dich zu beklauen oder auszurauben? Es ist sehr traurig, doch es passiert ganz schnell, dieses Schubladendenken in Bezug auf Äußerlichkeiten. Zum Selbstschutz.
Alle kennen die Geschichten. Einfacher Taschendiebstahl, Überfall oder gar die „Millionärstour“ in einem gefälschten Taxi, in dem sich bewaffnete Komplizen zum Taxi-Kollegen gesellen, dich bedrohen und du so lange als „normales“ Taxi durch die Stadt fährst, bis du komplett ausgenommen bist, kurze Stopps an Geldautomaten beim Mitführen einer Geldkarte, ausgesetzt irgendwo mit absolut nichts in den Taschen. All dies ist in unserer Gruppe von etwa 20 Freiwilligen schon vorgekommen.
Und um vorzubeugen heißt es eben: Gefahr einschätzen, Leute einschätzen, bei näherer Begegnung auf die Hände schauen, Dunkelheit und Einsamkeit meiden, „teures“ Aussehen meiden, keine großen Scheine (Anmerkung: ein 20.000 Pesos-Schein, 8 Euro, ist schon groß), keine Taxis von der Straße, Taxi-Registrierkarte und Türen checken, in Bussen nach vorn setzen, nicht allein im Bus sein, auf der Straße die nächste Türklingel im Blick haben, wie sieht das Viertel/die Straße aus in der ich laufe, darauf gefasst sein angegriffen zu werden, ggf. wegzurennen. All dies und noch viel mehr geht einem ständig durch den Kopf und macht einem Sorgen beispielsweise beim bloßen Heimweg von einem Freund.
Genauso beim Einkauf (wenn es keine festen Preise gibt): Man muss als „Gringo“ ja schon mal annehmen, dass der erste Preis der genannt wird den „normalen“ Händleraufschlag PLUS „Touristen“-Aufschlag beinhaltet, also heißt es Handeln.
Ich traue keinem ersten Preis, im Zweifelsfall kaufe ich nicht und lasse dabei auch manchmal Verkäufer zurück die WIRKLICH den „normalen“ Preis und nicht mehr verlangt haben und verärgert sind über die „reichen Touristen, die denken, sie müssten die für sie schon billigen Preise noch mehr drücken“ ... Jedes Mal nach einem erfolgreichen Kauf frage ich mich jedoch: Was hätte ein Kolumbianer bezahlt?
Ähnlich ist es beim Busfahren. Dort sind die Preise glücklicherweise meistens festgelegt. Worum hier gehandelt werden muss sind allerdings die Leistungen. „Drei Stunden Fahrtzeit, keine Pause. Los geht es quasi sofort mit dem Superdirektbus!“ Am Ende hält er doch an jedem Ort und nimmt an der Landstraße Fahrgäste auf. Nach einer halben Stunde geht es los, nach 5 Stunden ist man da ... Man wird angelogen für Geld.
Nach weiteren drei Stunden, diesmal mit Sitzplatz, kamen wir endlich in Santa Marta an. Es war schon dunkel und unser Ziel Taganga lag irgendwo hoch in den Bergen, sodass wir unseren Freund Wilson anriefen, der uns ein Pfund Garnelen und ein sicheres Taxi organisierte. Nach einer achtstündigen Odyssee kamen wir endlich an - für eine Reise, die normal vier Stunden dauert. Aber was ist schon normal bezüglich Zeit in diesem Land?

Tage 9 bis 13 - So, 10. Januar 2010 bis Do, 14. Januar 2010


In Taganga, einem Dorf voller Rucksacktouristen, wollten wir einen Tauchkurs machen. Aber nicht irgendwo, nein - es gibt eine deutsche Tauchschule in dem Ort, und das ist auch gut so. Auf 12 Meter Tiefe will ich nämlich keine Passion im Stile von "ups, da haben wir wohl vergessen, die Sauerstoff-Flaschen aufzutanken". Man kennt ja seine Pappenheimer.


Die Tauchschule Poseidon wird von einem Bayer namens Max geleitet, der dick auf seinem Bauch "Freistaat Bayern" tätowiert hat. Zusammen mit unserem Tauchlehrer Gerd und den beiden Hunden namens Sepp Maier und Franz Beckenbauer - siehe hier - fühlten wir uns doch richtig zu Hause. Hinzu kam, dass wir bei Thomas übernachteten - einem ebenfalls deutschen Freund von Max, der dort gerade dabei war, ein Hotel aufzubauen.
Taganga ist wegen der vielen Touristen recht sicher, aber trotzdem habe ich Geschichten von Leuten gehört, die ausgeraubt werden. Im Rückblick ist das Verhalten vieler Rucksacktouristen mir unerklärlich: "Düdüdü, ich bin ein fröhlicher Europäer, ich spreche die Sprache nicht, mein Handy ist mehr als euer Mindestlohn wert und mit dem Geld in meiner Tasche könnte eure ganze Familie zwei Monate Essen kaufen." Kein Wunder, wenn man da ausgeraubt wird. Kolumbien ist halt kein Paradies.
Im Meer sind Korallenriffe, um die sich die Fische tummeln. Auch wenn man nichts besonderes wie Moränen, Hummer oder Oktopusse sieht, so kann man sich auch einfach toll an der "ganz normalen" Fischwelt sattsehen.


So begannen wir unseren Tauchkurs mit dem Ziel, uns anschließend "PADI Open Water Diver" ("PADI Freiwassertaucher") nennen zu können. Mit am Start waren Flo aus Popayán (Kolumbien), den ihr vielleicht schon kennt, und Steffi aus Paraguay, die auch beide mit AFS und weltwärts in Südamerika waren. Hier schreibt Steffi über ihre Abenteuer in Taganga.


Wie man sieht, gab es bei Thomas ordentlich etwas zu essen! Leider war irgendetwas am Fleisch verdorben und so konnte ich nach akuten Magenbeschwerden - ergo: selbst Trinkwasser sofort wieder ausgekotzt - meinen Tauchkurs nicht fertig stellen, um stattdessen eine Infusion beim örtlichen Arzt zu erhalten. Eric schien zunächst der Glücklichere von uns beiden zu sein und fuhr mit seinem frisch erworbenen Titel nach Hause, um dort an den gleichen Symptomen wie ich zu leiden - aber noch eine Nummer schlimmer. Drei Tage Krankenhausaufenthalt wegen Würmern im Stuhl - da hatte ich noch einmal Glück gehabt!
Somit sollte es bis zur Reise mit meinen Eltern dauern, bis ich endlich den Tauchschein fertig machen konnte und jetzt "PADI Open Water Diver" bin. Schildkröte, Kugelfisch, Barrakuda, Rochen - alles schon bestaunt!

Legt euch schon einmal Taschentücher für die nächste Woche bereit - dann kommt der letzte Blogeintrag! =(

Bis dann, euer Lars

2 Kommentare:

  1. Ich hoffe, dass dieser Kommentar vll endlich mal das Licht der Welt erblicken darf! :D
    Interessant geschrieben und auch schön bebildert. Freut mich auch, dass du das Wort "Odyssee" benutzt hast. ^^
    Nos vemos, Jan

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  2. Hallo Lars,
    wieder ein toller blog!!! und wie immer mit super Verweisen auf die Erlebnisse der Anderen. Mir haben die Tauch- und Packerlebnisse von Steffi sehr gut getan - da weiss ich, dass es mir nicht allein so geht.
    LiCo

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