Sonntag, 8. August 2010

... con la misma playa, ...

... mit dem gleichen Strand, ...

So, und weiter geht’s. Womit eigentlich? Mit dem gleichen Strand? Den genau Mitlesenden unter euch mag vielleicht noch eine Ankündigung in Erinnerung sein, ich würde irgendwann den zweiten Teil über meine Reise an die Karibik schreiben. Wann war die nochmal? Und wann ist der erste Teil erschienen?
Um eure Erinnerung aufzufrischen: das Ganze trug sich im Januar zu, und im Mai folgte dann auch der erste Blogeintrag "En el mismo lugar sigue Cartagena ..." ("Cartagena ist immer noch am gleichen Ort ..."). Hier gibt’s noch einmal zur besseren Übersicht die Reiseroute:


2. Januar 2010: Cali - Medellín (Reisebus)
6. Januar 2010: Medellín - Bogotá - Cartagena (Flugzeug)
9. Januar 2010: Cartagena - Santa Marta (Reisebus)
14. Januar 2010: Santa Marta - Bogotá - Cali (Flugzeug)

Und wie gesagt, jetzt geht’s weiter.

Tag 6 - Donnerstag, 7. Januar 2010

Wir waren also an diesem wunderschönen weißen Strand angekommen und suchten nach einem Ort, wo wir unsere Hängematten aufhängen konnten. Ein paar Jugendliche erspähten uns sofort als reiche Weiße, und so liefen wir ein paar hundert Meter mit zu ihren Eltern, die dort eine kleine Holzhütte mit einem Unterstand für Hängematten hatten.


Doch so reich, wie wir aussahen, waren wir leider nicht. Irgendwie hatten wir uns verkalkuliert - genauer gesagt ich, denn Eric hatte eh kein Geld dabei. So rechnete uns die Frau, die ganz offensichtlich die Chefin war, wie viel die Übernachtung sowie ein Mittagessen, ein Abendbrot und ein Frühstück kosten würden. Es war nicht so unglaublich teuer, vielleicht 30 oder 40 Euro, aber wir hatten nur die Hälfte. Also kippten wir demonstrativ unsere - das heißt meinen – Geldbeutel auf den Tisch auf und feilschten um jedes einzelne Essen. Im Endeffekt mussten wir auf ein Essen verzichten, aber wir waren zufrieden mit unseren Verhandlungskünsten.
Das nächste Problem: Wir hatten kein Wasser mehr. Das ist jedoch bei 30 Grad Tag und Nacht essentiell lebensnotwendig. Also gingen wir auf die Suche nach Kokosnüssen, deren Wasser man ja auch trinken kann, doch ohne Erfolg – sie hingen alle viel zu hoch! Glücklicherweise gab uns jemand den Tipp, wir sollen es doch einmal bei der Polizei versuchen, da gäbe es sauberes Wasser. Und tatsächlich bekamen wir bei der kleinen Polizeihütte im Sand ein paar Liter abgekochtes Wasser in unsere mitgebrachten Plastikflaschen - ebenfalls essentiell notwendig - umgefüllt.
Also spannten wir unsere Hängematten auf – und entdeckten plötzlich noch eine halbe Flasche Rum vom letzten Abend in Erics Rucksack. Ohne Geld für Cola konnten wir damit jedoch nichts anfangen, und so kamen wir auf die Idee, den Rum dem Herren des Hauses im Tausch gegen zwei Essen anzubieten. Er bot mit Kind und Hahn auf dem Arm einen recht interessanten Anblick.


Ein kurzes Schnüffeln und die Sache war geritzt – sehr zum Ärger seiner Frau, die ganz offensichtlich den Tausch nicht gemacht hätte. Aber deshalb hatten wir den Rum ja auch ihm angeboten!


Ein weiteres Tier lebte bei der Hütte, allerdings dem Anschein nach eher ungeliebt. Dieser kleine Hund ähnelte einer Hyäne und wir hätten ihm ja gerne etwas gegeben – wenn wir selber etwas gehabt hätten! Doch so nagten wir die Fischgräten bis aufs Letzte ab, und der arme Hund musste weiterhungern.
Am Abend waren dann auch die ganzen Touristen endlich verschwunden und es wurde ruhig.


Tag 7 - Freitag, 8. Januar 2010

Eine entspannte Nacht später - in Hängematten kann man echt toll schlafen, besonders wenn es die eigenen sind - gingen wir vor dem Frühstück noch baden. Dann bekamen wir zufällig mit, wie ein Paar, das auch dort übernachtet hatte, zurück nach Cartagena fahren würde. Auf unsere Nachfrage hin konnten sie uns gegen ein bisschen Benzingeld mitnehmen – etwas, was uns im Nachhinein als verdammt gastfreundlich auffiel. 
Schließlich ist per Anhalter fahren in diesem recht gewalttätigen Land sehr unüblich, und es war wahrscheinlich unserem Aussehen sowie dem Image als seriöse Deutsche zu verdanken, dass wir mitgenommen wurden. Das Auto lag zwar mit uns und unserem Gepäck im Heck ein bisschen tief für die Bodenwellen, aber das stört in Kolumbien keinen. Ist halt ein Gebrauchsgegenstand.


So waren wir mittags wieder in Cartagena und konnten noch einen kleinen Stadtrundgang machen. Die Stadt ist sehr von ihrer kolonialen Architektur geprägt und altmodisch, aber schön.


Mir gefiel es jedoch nicht, wie sehr touristisch die Stadt war im Vergleich zum Rest von Kolumbien. So viele Weiße - besser gesagt: gut sonnengebräunte Rothäute - so viel Englisch, so… organisiert? Na, das wäre wohl zu viel des Guten. Die Stadt wirkt wie ein großer türkischer Basar, der wunderschön am Meer liegt.


Bei Sonnenuntergang wanderten wir langsam zurück in unser Hotel vom Vorvortage und machten es uns wieder auf dem Dach gemütlich, um den nächsten Tag zu planen. Leider gab es zu viele Sehenswürdigkeiten und zu wenig Zeit, sodass der Matschvulkan entfallen musste und wir stattdessen die alte Festung besichtigten, von der man eine tolle Aussicht auf die Stadt hatte.

Tag 8 - Samstag, 9. Januar 2010


Zitat Eric: „Das ist der Unterschied: Von Europäern vor dreihundert Jahren gebaut und steht immer noch wie ‘ne Eins. Das kennen die Kolumbianer gar nicht.“ Und tatsächlich war die Festung architektonisch ein Riesenteil – man kann sich vorstellen, wie viele Sklaven zum Bau benötigt wurden.


Neben dem Ausblick auf die Stadt nutzten wir die Chance, um ein patriotisches Bild für unsere Gastfamilien zu schießen. Der Rest der Festung war nicht sonderlich spannend, da die vom Reiseführer hoch gelobten Gänge im Fels ins vermoderte Nichts führten und außerdem für Riesen wie uns beim besten Willen nicht gemacht sind.


In alter Seefahrertradition zeigt Eric uns, wo es langgeht: Da! Na ja… wat’n Glück, dass ich die Landkarte hatte! Im Hintergrund seht ihr die Hochhäuser von Bocagrande („großer Mund“), wo die Schönen und Reichen leben.
Dann war es auch schon Mittagszeit und wir kämpften uns vorbei an Souvenir-, Eis-, Wasser- und Wasweißichverkäufern zurück zum Hotel, um mit dem Bus zum Busterminal zu fahren, das ein gutes Stück außerhalb der Stadt liegt.


Nachdem wir den richtigen Bus gewählt hatten, ging es 30 Minuten durch die wüstenähnliche Holzhüttenvorstadt. Am Terminal gab es nun aber keinen Direktbus nach Cartagena. Hmm... und jetzt? Ein windiger Verkäufer erkannte unsere Notlage sofort und lotste uns für den "Superpreis" von nur 55.000 Pesos, ca. 20 Euro - 50% teurer als normal - in den "einzigen Direktbus". Der Bus war eine alte Klitsche, doch irgendwie konnten weder Eric noch ich uns dazu durchringen, nein zu sagen, und so stiegen wir ein. Schon kurze Zeit später bemerkten wir unseren Fehler, als die anderen Busse auf der Landstraße nur so an uns vorbeirauschten.
Nach einer Weile machten wir einen Zwischenstopp an einer Tankstelle, um den Motor zu kühlen. Also wurde ein Einmer Wasser über den Motorblock gekippt, was das Innere des Busses von Wüstenklima - heiß, aber trocken - in eine Sauna verwandelte. Ob das nun gut ist für den Bus? Aber ihr kennt ja mittlerweile den pragmatischen Ansatz vieler Kolumbianer bezüglich des Umgangs mit ihrem Fortbewegungsmittel.
Es ging dann wieder auf die Straße, doch als wir selbst für die "policías" (wörtlich: Polizisten, hier: Langsamfahrhügel) nicht mehr abbremsen mussten, wussten wir, dass etwas faul war. Wenig später kam der Bus dann auch komplett zum Stehen und es ging nicht mehr weiter. Uns wurden 20.000 Pesos in die Hand gedrückt, und dann standen wir da. Die anderen Fahrgäste stiegen in irgendwelche Busse ein - und wir standen immer noch da. Irgendwo in der Wildnis an einer Landstraße, zwei Weiße und zwei Busfahrer.

Eric: "Hast du deinen Schlagstock?"
Lars: "Ja."
Dazu muss man anmerken, dass Eric einen Monat zuvor ausgeraubt worden war mitsamt seinem Schlagstock, und wir mittlerweile festgestellt hatten, wie gefährlich dieses Land sein kann.

Eric: "Dann hol ich mir mal 'nen Stock."
Schon wieder ganz schön viel, oder? Dann lass ich es auch für's Erste mal gut sein und hoffe, dass ihr nächste Woche wieder reinguckt.

Lars

1 Kommentar:

  1. Toller Blog!
    vor allem, da ich nun selbst schon einmal da war und die Orte wiedererkennen kann.Da sehe ich das aus einem ganz anderen Blickwinkel als bisher.

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