Sonntag, 8. November 2009

Un fin de semana loquísimo. Parte Uno

Ein total verrücktes Wochenende. Teil Eins

Wenn man in Deutschland als Jugendlicher von seinem "heftigsten Wochenende überhaupt" berichtet, beinhaltet das meistens eine Aufzählung, wie viele Flaschen von welchem Alkohol man in welcher Zeit geleert hat - und was für Aktionen am Ende dabei herauskamen.
Der geneigte Leser mag sich noch an die Ankündigung letzte Woche erinnern, ich würde an den Río San Cipriano fahren, um dort ein entspanntes Wochenende zu verbringen. Doch entspannt war es nur teilweise - vielmehr war es das heftigste Wochenende, das ich bisher erlebt habe. Ich versuche einmal, dieses Wochenende auch für mich zu rekapitulieren, und fange deshalb zwei Wochen früher an.
Ich bekam einen Brief von "4-72", das Unternehmen, das für internationale Post zuständig ist, dass ich ein Paket aus Deutschland erhalten hätte und dieses gegen eine Zahlung von ca. 25% Einfuhrzoll, in meinem Falle etwa 12 Euro, abholen könne. Also fuhr ich mit meinem Gastvater Javier zur Paket-Abholstelle und stand dort erst einmal vor verschlossenen Türen, denn das Büro hatte schon zu.
Zufälligerweise traf ich dort zu jenem Zeitpunkt auf einen anderen Deutschen namens Stefan, der bis Dezember hier in Cali ist und im April dann wiederkommt. Stefan wohnt so wie ich im Viertel San Fernando und arbeitet als Ökonomie-Doktorand im CIAD, einem Forschungszentrum für die Landwirtschaft in der Nähe von Cali. Wir tauschten also unsere Handynummern aus und er fragte mich spontan, ob ich Lust hätte, am nächsten Wochenende zum Río San Cipriano mitzukommen, da er mit seinen Freunden diesen Ausflug geplant hatte.


Der Río San Cipriano

Natürlich wollte ich, doch Javier war etwas skeptisch, da es auf der Straße von Cali nach Buenaventura immer wieder Guerilla-Überfälle gegeben hatte, das letzte Mal vor einem Monat. Nachdem sich jedoch Stefans kolumbianischer Mitbewohner Álvaro meinem Gastvater vorgestellt hatte und ihm erzählte, er sei schon öfters dort gewesen, gab es gar kein Problem mehr. Neben Stefan, Álvaro und mir kamen noch Johannes, der mit AFS und mir nach Cali gekommen ist und im Zoo arbeitet, sowie Leonie, eine andere deutsche "weltwärts"-Freiwillige, mit.
Am Sonntagmorgen trafen wir uns also um 7 Uhr und nahmen ein Taxi zu der Straße, auf der die Busse nach Buenaventura fahren. Für den Spottpreis von 7000 Pesos pro Person, etwa 2,50 Euro, stiegen wir ein und ich hatte das Pech, zwischen einem Stehplatz und einem halben Sitzplatz wählen zu müssen, da die Frau neben mir nach scheinbar jahrelangem übermäßigem Verzehr von Butterstücken und Zuckerwürfeln, gewendet in Bratfett, locker mehr als anderthalb Sitzplätze beanspruchte. Nach zwei Stunden Kampf, in denen ich Zentimeter für Zentimeter erobern konnte, stiegen wir endlich aus und die Frau hatte die Sitzplätze wieder für sich allein.
Von der Landstraße aus ging es dann den Berg herunter an ein kleines Dorf mit Bahnhof, wenn man ihn so nennen will.


Der "Bahnhof"

Was zuerst auffällt, ist der schwarze Bevölkerungsanteil, der gefühlt 110% beträgt. Man ist also als Weißer wie auf dem Präsentierteller. Nach kurzer Wartezeit ging es dann mit weiter nach San Cipriano.


Die Motorrad-Draisinen, mit denen man fährt, begegnen auf der eingleisigen Strecke oft Gegenverkehr.



Die wilde Fahrt - Colossos lässt grüßen - ging mitten durch den Dschungel auf Gleisen, die irgendwer irgendwann mal gebaut hatte.


Nach einer halben Stunde kamen wir dann in San Cipriano, mitten im Regenwald gelegen, an.


Der dazugehörige "Río" ("Fluss") ist wunderschön und in den schwülen 35°C eine tolle Abkühlung. Das kristallklare Wasser sowie verschiedene Klippen und hoch gelegene Bäume laden aus bis zu 10 Metern Höhe zum Sprung in den Fluss ein. An diesen Stellen ist der Fluss auch tief genug, während andernorts die Wassertiefe nur etwa 30 Zentimeter beträgt. Leider besteht das Flussbett und der Strand nicht aus Sand, sondern aus Steinen. Das Liegen und Fortbewegen tut also ziemlich weh  - wenn ihr könnt, fahrt also erst in ein paar Milliarden Jahren dahin, wenn die Steine zu Sand geschliffen worden sind.


Der Strand

Wir verbrachten den ersten Tag auf einer kleinen Halbinsel, die natürlich auch aus Stein bestand, im Unterschied zum Strand aber nur aus einem großen und nicht aus vielen kleineren. Nur durch eine fünfminütige Wanderung durch den Fluss zu erreichen - auf den glitschigen Steinen mit Handys und Digitalkameras im Gepäck kein ganz leichtes Unterfangen - hatten wir unsere Insel und die sich anschließende Lagune für uns alleine.
Dummerweise hatte Leonie sich entschieden, statt wie wir den Wanderweg flussaufwärts zu wandern, um eine schöne Stelle zu finden, uns ihre Sachen zu geben und zu einem nahe gelegenen Strand zu schwimmen, zu dem wir dann auch kommen sollten. Da zu ihrem Strand jedoch kein Weg führte, waren wir viel weiter flussaufwärts als sie. So machten Álvaro und ich uns auf den Weg durch den Fluss, um sie abzuholen. Hatte ich schon die Stromschnellen erwähnt?


Nach vielen blauen Flecken, aber auch viel Spaß, erreichten wir schließlich ihren Strand und machten uns auf den Weg flussaufwärts - wieder durch den Fluss, wieder durch die Stromschnellen, diesmal jedoch gegen die Strömung!
Wir krochen also über die Steine, denn anders kam man nicht voran, und meine ehemals helle Badehose war doch recht dunkel gefärbt, als wir unsere Insel erreichten. Erschöpft schlief ich auf dieser ein und holte mir dadurch einen Sonnenbrand auf dem Rücken, der sich jetzt nach einer Woche endlich beruhigt hat. Spaß gemacht hat es trotzdem.


Unser Hotelzimmer

Abends probierten wir Arrechón, abgeleitet von "arrecho" ("feurig"), ein alkoholisches Getränk, das die Bewohner von San Cipriano anscheinend selbst brauen. Es ist gelb-bräunlich, milchig-trüb und enthält viele Gewürze, sodass Johannes und ich uns einig waren, dass es "nach Weihnachten" schmecke. Desweiteren trafen wir auf viele andere Europäer, die in Cali wohnen und das verlängerte Wochenende für einen Ausflug an den Río San Cipriano nutzten. So entschlossen wir uns, am nächsten Tag gemeinsam mit ihnen einen Ausflug zu den Wasserfällen zu machen, die angeblich nur eine halbe Stunde vom Dorf entfernt seien  - und damit begann das ganze Chaos.


Unser Frühstück: Rührei, Reis und ein "Arepa" (Maisfladen)

Wir trafen uns also am nächsten Morgen in Flip-Flops und suchten uns einen Jugendlichen, Jason, für 20.000 Pesos, etwa 7 Euro, als Guide. Jason redete nicht viel und so wies er uns auch nicht darauf hin, dass er uns nicht zu den nahen Wasserfällen führen würde, sondern zu einem anderthalb Stunden entfernten Ort. Doch nicht die Zeit war das Problem, sondern der Weg - der führte uns nämlich auf einem Trampelpfad direkt durch den Regenwald. So waren die Flip-Flops natürlich ungeeignet, aber als wir dies bemerkten, war es schon zu spät.


Man beachte das Schuhwerk! Tipp: draufklicken, dann wird das Bild größer.

Kurz darauf meinte Álvaro, er sei von etwas gestochen worden. Wenige Sekunden später konnte man ihm seinen Schmerz ansehen und er begann fast, zu weinen. Wir suchten nach der Ursache und fanden als Ursache eine etwa 30 Zentimeter lange Schlange.


Werbepause, nächste Woche geht's weiter. Auf jeden Fall die Auszeichnung "loquísimo" wert! Und wo wir gerade beim Thema Werbung sind: zu klicken braucht ihr nicht mehr, die Werbung habe ich auf Grund seltsamer Anzeigen entfernt. Dafür habe ich jetzt aber Amazon- und Expedia-Anzeigen, sodass ihr praktisch über meine Webseite einkaufen oder eure Reisen - nach Kolumbien? - buchen könnt. Bei Fragen schickt mir bitte eine Mail. Und noch etwas: Schreibt mir gerne mal einen Kommentar, oder auch mehrere - ich bin hier manchmal total frustriert, wenn ich mich drei Stunden für euch an den Computer setze und dann überhaupt keine Rückmeldung kommt.
Das Wochenende war übrigens auch gleichzeitig Halloween, was hier noch viel ausgeprägter als in Deutschland gefeiert wird. Allerorts gibt es Verkleidungs-Feiern und durch die Straßen fahren Paraden, wie die im folgenden Video. Cool finde ich den Fred-Feuerstein-Wagen, ab 0:09 zu sehen.


Fertig? Nein, eine Sache fehlt noch! Die ...


... geht heute an das Internet hier. Ich hatte den Eintrag in der Nacht von Samstag auf Sonntag fast fertig gestellt und musste nur noch die Videos hochladen, als plötzlich nichts mehr ging - und sich auch nicht beheben ließ. So ging ich leicht angesäuert ins Bett, denn ich schlage mir doch nicht die Nacht um die Ohren, damit der Eintrag am Ende doch erst am Montag bei euch erscheint.

Euer Lars

2 Kommentare:

  1. hey larsi, nu will ich deine 3 std arbeit mal was wert sein lassen :D sehr schoen deine eintraege hier muss ich sagen! super,dass du soviel erlebst, aber pass auf dich auf,grade als "chronisch pleite" backpacker in aussie brauche ich meinen finanzberater dringends!
    also sei vorsichtig,lass dich nicht beissen,stechen oder erschiessen! kuss aus down under :) gwen

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  2. laaaarsi,na ich will ja,dass sich die 3 std lohnen! :D
    pass gut auf dich auf,lass dich weder beissen,stechen oder erschiessen bitte,ich, als chronisch pleite-backpacker brauche meinen finanzberater noch ein bisschen!
    kuss aus down under, gwen :)

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