Montag, 5. Oktober 2009

Colombia es pasión. Parte Dos

Kolumbien ist Leiden(schaft). Teil Zwei

Und weiter geht's mit...

Tag 7 - Mittwoch, 23. September

Am Mittwoch ging es nach Erics Sprachkurs ins "Museo del Oro" (Goldmuseum).


Dort sind unglaublich viele Ausstellungsstücke aus Gold ausgestellt, die einmal den Ureinwohnern gehört haben und nun als Erinnerung an die Vergangenheit in Bogotá ausgestellt sind. Beim Betrachten wunderte ich mich, ob die Indios dafür wohl irgendwann einmal Entschädigungszahlungen bekommen haben - wahrscheinlich waren es damals nur noch mehr Schläge, verbunden mit der Forderung, noch mehr Gold herbeizuschaffen.


Nichtsdestotrotz ist das ganze eine tolle Ausstellung und man lernt, wie die Ureinwohner früher die unglaublich detaillierten Figuren hergestellt haben - zuerst wurden Figuren aus Wachs geformt, diese wurden dann mit Ton umschlossen und nach dem Trocknen erhitzt, um das Wachs herauslaufen zu lassen.


Daraufhin wurde die entstandene Negativ-Figur mit flüssigem Gold gefüllt und das Ganze abgekühlt, sodass nur noch der Ton entfernt werden musste und man eine Figur aus Gold erhielt. Sehr beeindruckend!


Weiterhin lernt man im "Museo del Oro" viel über die kolumbianische Geschichte vor und nach der Eroberung durch die Spanier, und man erfährt viel über die verschiedenen Regionen des Landes.



Tag 8 - Donnerstag, 24. September

Es ging von Bogotá aus nach Tunja und weiter nach Villa de Leyva.


Beides sind Kolonialstädte im Norden Bogotás, zwei bis drei Stunden mit dem Bus entfernt.


Während der sehr bequemen Fahrt vom Busbahnhof im Norden nach Tunja hielten wir plötzlich an und wurden von der Polizei kontrolliert - oder vom Militär, das genauso aussieht. Eric und ich hatten zwar unsere "Cedulas Extranjeras" dabei, also die kolumbianischen Ausweise, die uns als legal eingereiste Ausländer identifizieren, doch dies erschien unseren Kontrolleuren als nicht aussagekräftig genug. Doch glücklicherweise hatte ich zudem eine Kopie meines Reisepasses dabei und Eric einen Angestelltenausweis des Roten Kreuzes, sodass wir nach kurzem Aufenthalt weiterfahren konnten. (Die Kolumbianer wurden natürlich auch kontrolliert.)


Angekommen in Tunja ging es zum Marktplatz und dort in die "Casa del Fundador", also das Haus des Gründers der Stadt. Dort trafen wir Subin, einen Freiwilligen aus Südkorea, der dort so wie wir Entwicklungshilfe leistet und uns freudig begrüßte, da er endlich wieder einmal Englisch sprechen konnte. Sein Spanisch war nämlich ungefähr auf unserem Niveau. Also führten er und ein Mitarbeiter der "Policía de Turismo", ein Touristenpolizist, uns in dem Haus herum und zeigten uns unter anderem die fantastischen Wandmalereien.


Nach einem Mittagessen mit Subin machten wir uns mit einem kleineren und auch weniger bequemen Bus auf den Weg nach Villa de Leyva, eine Kleinstadt, in der das Ambiente einer Kolonialstadt originalgetreu erhalten geblieben ist.


Dort wollten wir eine Stadtbesichtigung machen mit Fahrzeugen, die sowohl Golfwagen als auch Quads, also vierrädrigen Motorrädern, ähnelten, doch leider waren diese kaputt. So machten wir uns zu Fuß auf die Socken zum Marktplatz und durch die engen Straßen, die allesamt noch mit Kopfsteinbelag gepflastert sind.


Auf dem scheinbar riesigen, weil leeren Marktplatz fühlt man fast, wie sich hier die indianischen und afrikanischen Sklaven für die Spanier abgerackert haben!


Und nun kommen wir zur wilden Busfahrt, die ich angekündigt hatte. Wir saßen in einem Mercedes-Kleinbus und unser Fahrer schien ein enger Verwandter vom kolumbianischen Rennfahrer Juan Pablo Montoya zu sein. Das Ruckeln in den folgendes Videos zeigt übrigens den Straßenzustand in Kolumbien. Wie immer gilt: Ton aufdrehen, die Kommentare sind es wert.



Wie man sieht, ging es in einem atemberaubenden Tempo durch die ebensolche Landschaft und so wurde beispielsweise auf einem kurzen, nicht asphaltiertem Stück Straße von etwa zwanzig Metern extra Vollgas gegeben, um ein Taxi zu überholen. Nach einem Stopp wollte dieses Taxi wieder überholen, was geschah, zeigt das folgende Video.



Überholen ist nicht - für Taxis! Für uns schon.



Von Tunja aus ging es abends mit dem Bus zurück nach Bogotá, wobei wir mit den "101 Mejores Chistes del Siglo" (den 101 besten Sketchen des Jahrhunderts) malträtiert wurden. Ja, malträtiert. Gefoltert mit ohrenbetäubender Lautstärke - da halfen selbst Kopfhörer und Musik auf der höchsten Stufe nicht. Die Kolumbianer haben sich jedenfalls prächtig amüsiert, wir haben jedoch nichts verstanden und waren nur einmal enthusiastisch dabei - als es vorbei war. Hoffentlich haben sich die Kolumbianer dadurch von "den beiden Weißen" nicht angegriffen gefühlt, aber das war uns in dem Moment auch egal.



Auf dem Rückweg sahen wir dann die Kehrseite der schnellen und kompromisslosen Fahrweise - ein Reisebus lag auf der Seite und Verletzte wurden von der Polizei und vom Roten Kreuz versorgt. Ich hoffe, dass niemand ernsthaft verletzt war und dass mir so etwas nie passiert, doch beeinflussen kann man es hier nicht. Vielleicht hört ihr euch noch einmal den Kommentar des vorletzten Videos an ("Bus Überholmanöver", 0:51).

Tag 9 - Freitag, 25. September

Ab in den Süden! So hieß es für uns am Freitag, denn wir wollten Julian, einen anderen Freund, am Wochenende in Girardot besuchen. Er arbeitet dort auf einer Farm, wie man sieht, und bestellt dort das Feld, das letztes Jahr neu angelegt wurde.


Zuerst mussten wir jedoch durch den Süden von Bogotá, wo die Armen leben.


Diese "Häuser" sind sogenannte "invasiones" - wohnen möchte man da nicht.



Der südliche ZOB von Bogotá schien besser organisiert als der im Norden, und obwohl unser Bus nicht so viel Beinfreiheit hatte wie der nach Tunja, war er recht leer und damit ließ sich doch ganz gut leben. Dachten wir jedenfalls, bis an der Straße immer mehr und mehr Leute zustiegen und das Ganze sich anfühlte wie ein Viehtransport. Was lernt man daraus? Immer fragen, ob es verschiedene Busse gibt, und immer den teuersten nehmen, die paar Tausend Pesos sollte einem der Komfort dann doch wert sein - besonders mit deutscher Körpergröße!


So sah es aus auf der Fahrt von Bogotá nach Girardot - übrigens sah man alle zehn Minuten einen jungen Kolumbianer, oft sogar noch mit Zahnspange, für das Militär mit einer Maschinenpistole herumstehen und seinen Wehrdienst verrichten. Ob das die Guerillas tatsächlich abschreckt?


Girardot liegt mit einer Höhe von 290 Metern 2400 Meter unter dem Level von Bogotá, was man auch in Form von unerträglicher Hitze deutlich spürt. Außerdem gibt es unglaublich viele Mücken. In Julians Haus wohnen neben ihm und seiner Gastmutter sein 30-jähriger, geschätzt 150 Kilo schwerer Gastbruder, das Hausmädchen und zwei Papageien.


Diese fingen am...

Tag 10 - Samstag, 26. September

... um sechs Uhr morgens an zu kreischen und zu reden - "¿Tiene cacao? ¿Tiene papaya?" ("Haben Sie Kakao? Haben Sie Papaya?") - was uns wegen der Uhrzeit eher nervte als faszinierte. Um 10 Uhr ging es dann bei 40 Grad Celsius mit vielen Getränken und sonstigen wichtigen Gegenständen wie Sonnencreme bewaffnet in den nahe gelegenen Freizeitpark "Piscilago" ("Piscina" bedeutet Schwimmbad, "Lago" See), der sinnvollerweise fast nur aus Rutschen und Schwimmbädern besteht! Ein toller Tag, mit dem man die Hitze gut verkraften konnte.

Tag 11 - Sonntag, 27. September

Bereits am Samstag hatte ich mich informiert, wie man am Sonntag mit dem Bus nach Cali fahren könnte. Es gab jedoch nur einen Direktbus um halb acht morgens, woraufhin ich mich entschloss, am Sonntagmittag mit einem Bus zwei Stunden in die nächstgrößere Stadt Ibagué zu fahren und dort nach einem Bus nach Cali zu suchen. Der Bus nach Ibagué ähnelte dem nach Girardot, nur mit dem Unterschied, dass er tatsächlich fast leer war. Die Fahrt dauerte dennoch ewig und drei Tage, denn in jedem kleinen Dorf hielt der Bus für fünf Minuten und gab so den mobilen Verkäufern die Chance, uns Fahrgästen Essen und Trinken anzudrehen.


So wollte eine Frau mir beispielsweise eine ganze reife Mango für ca. 50 Cent verkaufen. Klingt super - aber was, bitte schön, will ich im Bus mit einer Mango, wenn ich noch eine lange Fahrt vor mir habe? Also verzichtete ich dankend und kaufte mir dann in Ibagué zwei Brötchen - nein, Brötchen kann man das nicht nennen, so etwas gibt es hier nicht. Sagen wir lieber Teigwaren in Brötchenformat, das kommt der Sache schon näher. Dann kaufte ich mir noch ein Busticket nach Cali in einem bequemen Bus - sechs Stunden Fahrt für etwa 10 Euro, reisen ist hier echt günstig - und 10 Minuten später ging es auch schon weiter, über den mehr als 3000 Meter hohen Serpentinenpass "La Línea".


In Cali kam ich um acht Uhr abends an - und ich hoffe, euch hat mein multimediales Feuerwerk gefallen. Es war auf jeden Fall eine tolle Reise! Im Dezember werde ich mit AFS an den Amazonas reisen sowie mit Freunden an die Karibik

Für den nächsten Beitrag werde ich eine Karte meiner Reise gestaltet haben, sodass ihr einen besseren Überblick habt. Außerdem wird es um meinen Geburtstag - und Geburtstage im Allgemeinen hier in Kolumbien - gehen.

Euer Lars

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