Donnerstag, 11. Februar 2010

Buscando el paraíso

Auf der Suche nach dem Paradies

So, nach einer kurzen Schreibpause geht es mal wieder weiter. Es gibt hier momentan vieles, um das ich mich kümmern muss, da ich nun endlich in der Schule arbeite - dazu in Kürze mehr. Weiterhin wurde ich zum dritten Mal fast ausgeraubt - am Sonntag um 11 Uhr morgens. Aber auch dazu in Kürze mehr.
Heute soll es um etwas Schönes gehen, und zwar um meinen Aufenthalt an der Karibik vom 11. bis zum 18. Dezember mit Eric, Julian und Lilian. Ich flog am ...

Tag 1 - Freitag, 11. Dezember

... von Cali über Medellin nach Santa Marta, diesmal mit einer Propellermaschine von Avianca. Die Karte zeigt meine Reiseroute inklusive der Rückreise mit Aires über Bogotá - diesmal auch mit Koffer.


Am Flughafen in Santa Marta angekommen, wurde ich vom Hausangestellten Wilson und dem Nachbarn Orlando abgeholt und wir fuhren gemeinsam in die Stadt, um einzukaufen. Da Eric, Julian und Lilian erst später aus Bogotá kamen, kaufte ich nach bestem Wissen und Gewissen ein - unter anderem entdeckte ich deutsches Schwarzbrot und holländischen Goudakäse! Außerdem kaufte ich ein paar Kilo Nudeln - die gibt es nämlich in kolumbianischen Familien nicht so häufig zu essen - und besorgte ein Kilo Garnelen für 24.000 Pesos, umgerechnet etwa 8 Euro. In der Innenstadt von Santa Marta war es interessant, mit Orlando im Auto zu sitzen, denn er konnte nicht mehr so richtig gut sehen und so teilte ihm Wilson immer mit, wo er längs fahren müsse: "Stop, das ist eine Einbahnstraße." -"Na gut, dann fahren wir halt rückwärts wieder raus." Ein echtes Abenteuer.
Als Eric, Julian und Lilian dann endlich ankamen, war es schon dunkel und so konnten sie unsere "cabaña" (Hütte) nicht mehr bei Tageslicht sehen. Hütte ist allerdings leicht untertrieben für das folgende Anwesen, in dem wir eine Woche für 50 Euro pro Person wohnen durften. Die Anlage, auf der mehrere Häuser Platz fanden, hieß "El Mirador de las Gaviotas" (Möwenblick) und hat sogar einen eigenen Blog.


Tag 2 - Samstag, 12. Dezember

Wir hatten morgens einen schönen Blick über die wüstenähnliche Gegend, die sich vor unserem Haus erstreckte. Es lag, wie wir feststellen mussten, nicht im allerbesten Viertel und so waren wir recht glücklich, Wilson als Ortskundigen zu haben.


Und was macht man so in der Karibik? Richtig: baden! Also gingen wir voller Vorfreude zum Strand - und wurden bitterlich enttäuscht. Es tummelten sich dutzende Verkäufer am Strand und nervten uns mit Obst, Säften, Sonnenbrillen, Luftmatratzen, und was man sonst noch so alles nicht braucht, wenn man einfach nur mal seine Ruhe haben möchte. Der Strand war grau vom Kohleabbau in der Gegend und voll mit Müll. Nach fünf Minuten im Meer, in denen Wilson unsere Sachen bewachte, gingen wir vollends enttäuscht wieder nach Hause. Das sollte also die Karibik sein?

Tag 3 - Sonntag, 13. Dezember

Wie auch sonst auf seinem "Rübenacker" in Girardot konnte Julian, die gute Seele unserer Gruppe, wieder einfach nicht genug von der Arbeit bekommen und überraschte uns morgens alle mit frisch gepresster Limonade vom nächsten Limonenbaum. In der Nacht war Wilson bei uns geblieben und hatte in einer Hängematte übernachtet, was uns doch etwas störte, da wir endlich mal ohne unsere Familien ein bisschen Privatsphäre genießen wollten.
Heute wollten wir jedenfalls an einen schöneren Strand - bei 1.626 Kilometern Küstenlinie zur Karibik muss Kolumbien ja auch einen Strand haben, der nicht verdreckt und überlaufen ist. Wir fragten also Wilson und er empfahl uns die Mündung des Río Buritaca (Buritaca-Fluss), etwa eine Stunde von Santa Marta entfernt. Wir fuhren also mit ihm in die Stadt und er verfrachtete uns in den richtigen Bus, der umgerechnet 5 Euro für alle zusammen kostete.


Wir fuhren an riesigen Plantagen von "Plátanos" (Kochbananen) vorbei, bevor wir im Dorf ankamen, das dem Strand am nächsten war. Für 1000 Pesos pro Person, 35 Cent, ersparten wir uns den Weg zum Strand und wurden stattdessen von einem kleinen Jeep mitgenommen. Vorbei an einem kleinen Markt und Restaurants kamen wir zum Fluss, den wir an einer Furt durchquerten und so endlich zum Strand kamen.


Dieser Strand war deutlich ruhiger als der nahe unserer Hütte - es gab keine Verkäufer - doch vom Farbton her immer noch grau. Nix mit weißen Karibikstränden...


Trotzdem genossen wir die Zeit am Strand.


Eric fragt sich: Wo geht's lang?

 
Da!


Julian hatte für 5000 Pesos, also 1,70 Euro, den Rettungsschwimmern für zwei Stunden dieses alte Surfbrett abgeluchst und versuchte, ein paar Wellen damit zu stehen. Leider war es viel zu groß und zu schwer, und die Wellen waren auch eher ungeeignet.


Auch Eric, Lilian und ich versuchten es, scheiterten aber ebenso kläglich.


Ein toller Blick auf die Sierra Nevada ("Verschneite Bergkette"). Im nächsten Bild seht ihr den Río Buritaca von oben.


Nach einem entspannten Tag ging es abends wieder mit dem Jeep und dem Bus zurück. Eric hatte leider nur einen Stehplatz, da schon alle Plätze besetzt waren. Wir hatten alle einen Bärenhunger, als wir ankamen, und verschlangen zu viert ein Kilo Nudeln und das Kilo Garnelen! Außerdem konnte Julian unseren "Aufpasser" Wilson dazu überreden, doch in der nächsten Nacht bei seiner Familie zu schlafen. So hatten wir endlich unsere Ruhe.
Dies wiederum veranlasste Eric, unseren "Sicherheitschef", die vier hauseigenen Macheten in der Hütte griffbereit zu verstecken, falls ein "ladrón" (Einbrecher) versuchen sollte, uns zu überfallen. Ihr mögt jetzt vielleicht denken, ich übertreibe hier mit den Vorsichtsmaßnahmen, doch wie bereits gesagt wohnten wir vier weißen Westeuropäer nicht in der reichsten Gegend, und besonders Eric kann ich verstehen - er wurde nämlich in Bogotá in einem Taxi eine Stunde lang mit dem Messer am Hals bedroht. Aber dazu kommen wir nächste Woche.

Tag 4 - Montag, 14. Dezember

Fast war schon die Hälfte unseres Urlaubes vorüber und es war zwar sehr entspannend, doch ein richtiges Karibikgefühl war noch nicht aufgekommen. Wo waren die weißen Strände, die Kokospalmen, die Ruhe, die man aus der Werbung kennt?
Wir wollten noch nicht aufgeben und entschlossen uns, in den Parque Nacional Tayrona (Nationalpark Tayrona) zu fahren und dort eine Nacht zu bleiben. Wir kamen erst recht spät los und manchmal will es das Schicksal halt so, denn im Bus trafen wir einen Kanadier namens Brian, der fünf Minuten entfernt vom Parque Tayrona eine Surfschule aufgemacht hat. Auf Grund meiner eher schlechten Erfahrungen mit dem Surfbrett zwei Tage zuvor hatte ich keine rechte Lust, ließ mich dann aber von Eric und Julian überreden, da wir ja auch die 10 Euro Parkeintritt pro Person sparen würden.
Also fuhren wir mit Brian bis zur Surfschule, die auf einer Kokosnussplantage namens "Casa Grande" (Großes Haus) gelegen war. Wir konnten zwischen Hängematten und Hütte für die Nacht auswählen und entschieden uns selbstverständlich stilecht für die Hängematten. Die Hütte wäre auch finanziell nicht drin gewesen, denn irgendwie war ich plötzlich der Einzige, der Geld dabei hatte.


Hier in Casa Grande hatten wir endlich das Paradies gefunden! Ruhe, ein toller Strand, das Rauschen des Meeres und Schlafen unter Kokospalmen - was wollten wir mehr?

 

Doch vor dem Schlafen ging es erst einmal Surfen!


Das Meer war recht unruhig und trotz aller Bemühungen schaffte es an diesem Tag nur Julian, eine Welle zu stehen.


Baden wurde in Casa Grande nicht empfohlen, da die Strömungen besonders unter Wasser manchmal extrem stark waren, wie wir bei den Surfversuchen immer wieder feststellen mussten. Zum Glück war das Surfbrett über eine Leine mit unserem Fuß verbunden.

 
Auf der Flucht vor den Fluten.

  
Abends gab es nach einem leckeren Fisch mit Reis dann Rum, Cola, Kokosmilch und Zitronen.

Tag 5 - Dienstag, 15. Dezember


Zwischen diesen Palmen waren unsere Hängematten gespannt. Wir wachten von der lärmenden Brandung auf und mussten feststellen, dass die Wellen über Nacht noch stärker geworden waren. Aber das hielt uns natürlich nicht vom Surfen ab.


Nach vielen ernüchternden Versuchen hatte ich mir meinen Bauch vom Wachs auf dem Surfbrett wund gescheuert - noch heute sieht man Spuren - doch beim letzten Mal gelang es mir endlich, eine Welle zu stehen. Es hatte zwar keiner gesehen, aber ich beschloss, auf dem Höhepunkt aufzuhören und wartete mit Lilian am Strand auf Julian und Eric, die noch am Surfen waren. Leider schwamm beim Abspülen des Surfbretts im Río Mendihuaca (Mendihuaca-Fluss), den ihr im folgenden Luftbild sehen könnt, mein HSV-Handtuch davon und treibt jetzt wohl irgendwo zwischen Santa Marta und Stockholm im Atlantik herum.



Am linken Bildrand liegt Casa Grande, wo wir noch eine Nacht blieben, nachdem wir mit Brian ausgemacht hatten, ihm das Geld in Santa Marta zu geben, da er eh dorthin musste. Ich hatte zwar eine Kreditkarte dabei, die aber ohne Automat recht wenig weiterhilft. Abends aßen und tranken wir das Gleiche wie am Tag zuvor - und das störte uns kein bisschen.

Tag 6 - Mittwoch, 16. Dezember

Morgens ging ich mit Julian auf Entdeckungsreise, bevor wir aufbrechen mussten.

 

Wir entdeckten unter anderem die Windows XP-Palme, die standardmäßig auf dem Desktop zu sehen ist.


Nach einem letzten sehnsüchtigen Blick auf den Karibikstrand ...


... fuhren wir glücklich und entspannt nach Hause. Wir hatten schließlich gefunden, was wir gesucht hatten: das Paradies! Abends gab es wieder Spaghetti mit Garnelen und wir entschlossen uns dazu, den für morgen geplanten Ausflug in das immerhin drei Stunden entfernte Cartagena abzublasen. Dahin sollte es dann auf der zweiten Karibiktour im Januar gehen, die auch bald hier dokumentiert wird.

Tag 7 - Donnerstag, 17. Dezember

Unseren letzten ganzen Tag in der Karibik wollten wir ganz entspannt verbringen. Leider kamen Wilson und Orlando immer wieder vorbei - sie wollten nichts Besonderes, das ist hier in Kolumbien halt so. Im Vergleich zu Kakteen und Wüste waren wir vier weißen Westeuropäer schon interessant. Euch wird die Betonung der Hautfarbe, jetzt schon zum zweiten Mal, sicherlich seltsam vorkommen, aber man sticht hier echt hervor damit. Aber dazu gibt's nächste Woche mehr.


Wir fuhren noch in die Innenstadt Santa Martas, um uns Hängematten zu kaufen. Die sind hier nämlich spottbillig, von guter Qualität und ein tolles Andenken an die Reise und an Kolumbien!


Es ging am Denkmal von Simón Bolívar vorbei. Er erklärte im 19. Jahrhundert die Unabhängigkeit Kolumbiens und Venezuelas und ist momentan das Einzige, was die beiden Länder gemeinsam ehren und feiern. An genau diesem 17. Dezember war er vor 179 Jahren in Santa Marta gestorben, sodass wir auf einem Besuch seines Museum verzichteten, das sicherlich voll war. Stattdessen gingen wir auf den Markt, um Geschenke für unsere Freunde, Freundinnen und Gastfamilien zu kaufen.

 

Wer findet den Fehler?


Vorbei am Hafen und an der Strandpromenade ging es abends wieder nach Hause, wo es - wer hätte es gedacht - wieder mal Spaghetti mit Garnelen gab. Dann packten wir unsere Sachen und am ...

Tag 8 - Freitag, 18. Dezember

... ging es mittags wieder zurück nach Bogotá und Cali. Doch die Trauer über die Rückreise war bei mir und Eric nur kurz, schließlich sollte es im Januar noch einmal an die Karibik gehen. In ein paar Wochen gibt es das dann auch schriftlich und bildlich in diesem Blog. Schließlich soll es zuerst mal um die Sicherheitslage und meine Arbeit gehen - und dann kamen ja auch noch Weihnachten, die "Feria", Silvester und Medellin ...

Bis dahin alles Gute,

Lars

1 Kommentar:

  1. ich erlaube mir seit langer zeit mal wieder ein kommentar bei dir!
    gut erzaehlt und reich bebildert. so muss es sein!

    PS: besuch mich mal in paraguay, du spast :D

    Jan

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