Donnerstag, 17. September 2009

¡Rumbiamos!

Lasst uns feiern!

Meine Gastmutter Maria Nelly ist am letzten Samstag 50 Jahre alt geworden, und deshalb gab es natürlich eine große Fiesta (Feier). Eine? Nein, es waren sogar zwei, eine am Freitag mit ihren Arbeitskollegen und eine am Samstag mit der ganzen Familie. Wie in den USA ist es hier kein Problem, seinen Geburtstag schon früher zu feiern, wenn es so besser passt, oder jemandem schon vorher "¡Feliz cumpleaños!" ("Herzlichen Glückwunsch!") zu wünschen. Überraschend fand ich dann vor allem, dass bei der Feier vom Freitag in den Geburtstag hinein die Uhrzeit überhaupt keinen interessiert hat - so war ich dann der Einzige, der um Mitternacht meiner Gastmutter gratuliert hat.


Gefeiert wird hier traditionell mit viel Musik, Tanz und Aguardiente. Aguardiente ist ein... nun, ich will nicht sagen, ein ekliges Gesöff, aber als die Hochkultur des Alkohols kann man es auch nicht bezeichnen. Wenn ihr den Link öffnet, ist wenn überhaupt der zweite Teil interessant, der den kolumbianischen Aguardiente beschreibt. Durch den Anis-Anteil riecht das ganze ein bisschen wie Ouzo und wird stets pur getrunken. Nach einigen Kurzen ähnelt der Schnaps dann doch eher Wasser, was ja auch schon das "Agua" ("Wasser") im Namen ankündigt.


So sah es dann aus auf der Familienfeier.

An der Pegelhöhe im kleinen Plastikbecherchen kann man übrigens hervorragend die Nationalität - deutsch oder kolumbianisch - erkennen. Gut, das könnte man auch, wenn man die Person einfach anschaut, aber vielleicht ist man dazu nach einigen geleerten Aguardienteflaschen nicht mehr in der Lage. Dann hilft der Blick in den Becher, denn die Kolumbianer füllen diesen immer nur zu etwa einem Viertel. Als Deutscher ist man es hingegen gewohnt, sich seinen Becher aufzufüllen, denn in so ein kleines Plastikbecherchen passt ja eh nicht so viel herein. So bin ich hier schon manchmal auf überraschte Gesichter gestoßen, als ich für mich und noch jemanden Aguardiente eingeschenkt habe.


Maria Nelly mit ihren Söhnen: Sebastian, Daniel und ich.

Musikalisch wird hier auf den Feiern fast durchweg Salsa gespielt und auch dazu getanzt, was ich ziemlich cool finde. Es ist nicht wie in Deutschland, wo man in eine Tanzschule geht und alle möglichen Tänze lernt, um sie dann nie wieder anzuwenden, sondern auf den Feiern tanzt hier eigentlich jeder mit jedem Salsa - gut, Männer mit Männern natürlich nicht.



Ich habe hier auch schon einmal eine Tanzschule besucht, die mir jedoch nicht so gut gefallen hat - bei 30 Grad, zwei Ventilatoren und 40 Leuten in einem Raum von der Größe eines deutschen Klassenzimmers macht es nämlich nicht ganz so viel Spaß. So habe ich mich schon umgehört und einige Mädchen gefragt, die natürlich sofort Feuer und Flamme waren, es mir beibringen zu dürfen!
Sowieso, die Mädchen - ach, das Thema behandle ich lieber ein anderes Mal, denn ich habe nicht so viel Zeit. Schließlich gibt es für mich noch einen zweiten Grund zu feiern: Ich habe seit vorgestern für einen Monat Ferien und fahre in anderthalb Stunden zum Flughafen, um dann mit Avianca, der kolumbianischen Lufthansa, in den Norden nach Bogotá zu fliegen. Der Flug kostet 30 Euro, inklusive Steuern und Gebühren. Um mich zum Flughafen zu bringen, hat sich mein Gastvater mal eben frei genommen von der Arbeit.
Ich bleibe dann für etwa eine Woche bei Eric, der mit mir aus Deutschland nach Kolumbien gekommen ist und nun in Bogotá wohnt. Dort arbeitet er mit dem Roten Kreuz mit Straßenkindern - so ist es jedenfalls geplant, doch so richtig angelaufen ist sein Projekt noch nicht, da es momentan keinen Chef gibt. Deshalb hat er sich jetzt ebenfalls erst einmal eine Woche frei genommen, sodass wir gemeinsam Bogotá und Umgebung erkunden können.
Nach einer Woche fahren wir dann drei Stunden mit dem Bus nach Girardot, eine Stadt südlich von Bogotá, um dort Julian, der ebenfalls mit uns nach Kolumbien gekommen ist, zu besuchen. Im Anschluss daran fahre ich am Sonntag, den 27. September ich erst einmal mit dem Bus wieder 7 oder 8 Stunden zurück nach Cali in den Süden, um für meinen Geburtstag hier zu sein. Julian aus Girardot macht übrigens im Gegensatz zu Eric und mir richtig viel - und Ferien kriegt er vorerst auch keine.
Die Organisation der Ferien an meiner Schule "ya puede mejorar" - sie ist durchaus noch verbesserungswürdig. So bekam ich vor einer Woche die Information, ich hätte vom 18. September bis zum 4. Oktober Ferien. Nach mehreren Änderungen wusste eigentlich keiner mehr, wann wer zu kommen hat, denn die Schüler kommen natürlich in den Ferien nicht - die Lehrer aber müssen anwesend sein. Ich wiederum als Aushilfslehrer darf auch zu Hause bleiben, und zwar, so wurde mir am Dienstag mitgeteilt, vom 16. September bis zum 18. Oktober. Nun gut.
Da ich erst am Sonntag Abend wieder in Cali bin, kann ich euch nicht versprechen, dass ihr schon am nächsten Montag den Blogeintrag vorfindet, sondern möglicherweise bis Dienstag warten müsst. Aber dafür gibt es dann ganz viele Bilder von meiner Reise!


Zum Abschied noch ein Bild der Blumen, die meine Gastmutter geschenkt bekommen hat!

Euer Lars

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für die tollen Einblicke in eine uns bekannte und doch ganz fremde Kultur. Schreibe bitte weiter über die "Alltäglichkeiten" und es ist als ob wir alle dabeisein dürfen.
    Gruß LiCo

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  2. Hat Larsi nicht heute Geburtstag :)????

    Alles Liebe und Gute sende ich dir nach Cali!

    Den besagten Tanzkurs habe ich übrigens am Freitag hinter mcih gebracht. Ich habe Salsa nach "Cali-Art" von einer echten Calianerin gelernt. Wenn du wieder da bist machen wir ein Battle :P

    Alles Liebe,
    Jana

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